Menschen mit HIV haben gegenüber der Allgemeinbevölkerung ein bis zu doppelt so hohes Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt, so eine Studie der Feinberg School of Medicine an der Northwestern University in Chicago.

Für die Untersuchung wurden seit 1995 erhobene Daten von rund 20.000 Menschen mit HIV ausgewertet und mit Daten von Nichtinfizierten verglichen. Erhöht war das Risiko auch dann, wenn die Virenmenge im Blut durch HIV-Medikamente unter die Nachweisgrenze der gängigen Verfahren lag.

Hauptursache ist laut dem Team um den Herz-Kreislauf-Spezialisten Dr. Matthew Feinstein die HIV-Infektion selbst. Sie verursache auch bei erfolgreicher Behandlung chronische Entzündungsreaktionen, die 10 bis 15 Jahre früher als bei Nichtinfizierten zu Plaques in den Herzkranzgefäßen führen könnten.

Auch einige HIV-Medikamente sowie Koinfektionen mit Hepatitis C erhöhten das Risiko, so die HIV-Expert_innen Anthony S. Fauci, Colleen Hadigan und Catharine I. Paules in ihrer Einführung zur aktuellen Ausgabe der Zeitschrift JAMA Cardiology, in der die Ergebnisse der Studie nachzulesen sind. Neuere HIV-Therapien und die mittlerweile sehr guten Behandlungsergebnisse bei chronischer Hepatitis C auch bei Menschen mit HIV könnten das Risiko aber senken.

Erhöht sei die Wahrscheinlichkeit für Herzinfarkte oder Schlaganfälle außerdem auch deshalb, so Fauci, Hadigan und Paules weiter, weil „traditionelle“ Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen und Fettstoffwechselstörungen bei Menschen mit HIV weiter verbreitet seien. So sei der Anteil der Raucher_innen bei ihnen häufig zwei- bis dreimal so hoch wie in der Allgemeinbevölkerung.

In einer derzeit laufenden Studie von Northwestern Medicine wird untersucht, wie gut die gängigen Medikamente zur Vorbeugung von Herzinfarkten und kardiovaskulären Krankheiten bei Menschen mit HIV wirken. Daten aus den Jahren 1996 bis 2011 deuteten darauf hin, so Fauci und seine Kolleg_innen, dass ein vermehrter Einsatz von Blutfettsenkern (Statinen) das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen bei Menschen mit HIV senke.

Originalbeitrag findet sich auf: magazin.hiv | Autor: Axel Schock, freier Autor und Journalist, ist seit 2010 Mitglied der DAH-Online-Redaktion | Foto: Wikipedia.de

Quellen:

  • Matthew J. Feinstein, Robin M. Nance, Daniel R. Drozd, Hongyan Ning, Joseph A. Delaney, Susan R. Heckbert, Matthew J. Budoff, William C. Mathews, Mari M. Kitahata, Michael S. Saag, Joseph J. Eron, Richard D. Moore, Chad J. Achenbach, Donald M. Lloyd-Jones, Heidi M. Crane. Assessing and Refining Myocardial Infarction Risk Estimation Among Patients With Human Immunodeficiency Virus. JAMA Cardiology, 2016; DOI: 10.1001/jamacardio.2016.4494
  • Abstract: http://jamanetwork.com/
  • Anthony S. Fauci, Catharine I. Paules, Colleen Hadigan. Association Between Human Immunodeficiency Virus Infection and Cardiovascular Diseases– Finding a Solution to Double Jeopardy. JAMA Cardiol. Published online December 21, 2016. doi:10.1001/jamacardio.2016.5177